Dezember 2023

Energiesparen für Kinos – in Kooperation mit dem Arthouse Cinema Hub

Der folgende Artikel ist für den kürzlich gestarteten Arthouse Cinema Hub entstanden. Das Projekt unseres europäischen Arthouse-Verbandes CICAE ist ein Ort, an dem Kinobetreiber*innen aus der ganzen Welt ihre Ideen zu Programmgestaltung, Marketing, Geschäft, Publikumsentwicklung und Kinoraum mit der Arthouse-Kinobranche weltweit teilen können. Der folgende Artikel findet sich im Hub im englischen Original.

Wie aus leuchtenden grüne Filmpaläste werden!

Die prunkvoll erleuchteten Kinopaläste der 20er- und 30er-Jahre symbolisierten außen das, was innen zu bestaunen war: zu traumhaften Bildern gewordenes Licht. Und diese Paläste prägen bis heute das Bild von Kinos. Das jedoch stammt es aus einer Zeit, in der Energie billig war – und in der man nicht ahnte, was die dramatischen Folgen eines verschwenderischen Umgangs von Energie einmal sein werden. Denn der Energieverbrauch ist, neben der Anreise des Publikums, der mit Abstand größte Verursacher von klimaschädlichen Emissionen.

Ob aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes, das Sparen von elektrischer Energie und Wärmeenergie ist für Kinobetriebe zu einer dringlichen Aufgabe geworden. Doch wie geht man daran? 

Die eigenen Möglichkeiten bestimmen den Weg. Kinos in einem gepachteten Gebäude und Betriebe, die nicht die finanziellen Mittel für größere Investitionen haben, können mit Verhaltensveränderungen und kleineren Investitionen wirklich viel bewegen. Andere haben ein eigenes Gebäude und/oder die Finanzmittel, um darüber hinaus auch die großen Emittenten anzugehen. Die dafür notwendigen Investitionen lohnen sich langfristig, obwohl die Anschaffungskosten hoch sind. Ihr Einsparpotenzial ist so erheblich, dass eine Amortisierung schnell erfolgt. Und manche Investitionen können in Kombination sogar auf eine Unabhängigkeit von Energieversorgern hinauslaufen.

In beiden Fällen hilft eine Energieberatung oder sogar eine Klimabilanzierung herauszufinden, wo man steht. Von dort aus lässt sich leicht eine Strategie entwickeln, mit deren Hilfe man seine Einspar-Ziele in einem festen Zeitrahmen verwirklicht bekommt.

Hier wollen wir einen kurzen Überblick über die möglichen Maßnahmen geben, die bereits von vielen Kinos umgesetzt wurden.

Kleine Energiesparmaßnahmen im Kino 

– Viele Kinos haben ihre Beleuchtung bereits auf LED umgerüstet. Verbesserte Möglichkeiten, LEDs zu dimmen, bringen mehr Einsatzmöglichkeiten. Dabei sind Einsparungen von 90 % gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln möglich. Die Kosten amortisieren sich deshalb meist schon im ersten Jahr. 

– Das Abschalten von Gastronomiegeräten, Lüftungen und Lichtern ist hocheffektiv. Denn was nicht an ist, verbraucht keine Energie! Darauf zu achten ist Aufgabe des ganzen Teams und funktioniert nur in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter*innen. In einigen Räumen, z.B. in Toiletten, können Sensor-Steuerungen die Beleuchtung regulieren. Kinos mit einem Theater-Management-System, wie das Cinecittà in Nürnberg, können eventuell schon jetzt sämtliche Geräte des Betriebs programmiert an und abschalten. Einiges davon funktioniert z.B. auch mit der Automatisierung von Dolby-Servern. Da sind Einsparungen von etwa 15 % des gesamten Stromverbrauchs möglich.

– Die konsequente Dämmung von Heizungs- oder Kälteleitungen ist eine oft vernachlässigte Maßnahme gegen Energieverlust. Unter Umständen sind sie schnell zu identifizieren und einfach zu dämmen.

– Eine Überprüfung der Heizungsanlage kann die Effizienz steigern: Ist ein hydraulischer Abgleich notwendig? Ist die Heizung Sensor gesteuert? Gibt es eine Nachtabsenkung? Ein hydraulischer Abgleich zum Beispiel führt nicht nur zu gleichmäßig warmen Heizkörpern und damit zu einem ausgeglichenen Klima im Gebäude, sondern auch zu signifikanten Einsparungen bei den Heizkosten. Damit würde sich der Kostenaufwand in Höhe von etwa 400-500 € für diese Maßnahme auch ohne Förderung in kurzer Zeit bezahlt machen. Bei älteren Heizungen ist eine Einsparung von bis zu 25 % möglich.

Große Energiesparinvestitionen im Kino

– Eine Lüftung verbraucht wesentlich weniger Heizenergie, wenn die einströmende Luft mit der verbrauchten Luft aus dem Saal gewärmt wird. So eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung kann auch die Abwärme aus dem Projektionsraum oder der Küche nutzen. Laut des Casablanca Kinos in Nürnberg muss, dank der Anlage, nur am Anfang des Tages geheizt werden, dann übernimmt die Abwärme des Publikums und der Technik. Der Gasverbrauch wurde dadurch halbiert. Die Kosten für so einen Umbau sind allerdings, wie immer beim Lüftungsthema, hoch. Die Höhe zu schätzen ist schwierig, denn der Aufwand hängt stark von den Räumlichkeiten ab. 

– Der Austausch einer wenig effizienten Heizung spart Wärmeenergie und Geld – im Idealfall kann eine fossilfreie Alternative (z.B. eine Wärmepumpe) verwendet werden. Das Kino Aurich hat 2017 eine Luft-Wärme-Pumpe installiert und betreibt sie in Kombination mit einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Kosten für eine Luft- oder eine Erdwärmepumpe betragen 10.000 €- 12.000 €. Für die Erdwärmepumpe kommen noch hohe Installationskosten hinzu. Diese können noch einmal 10.000 € ausmachen. Letztere hat aber auch einen um ein Viertel höheren Wirkungsgrad. Aus einer kWh Stunde Strom macht sie 4 kWh Wärme. Der für Wärmepumpen benötigte Strom kommt natürlich bestenfalls von einer Fotovoltaikanlage.  

– Doch bevor die Heizung getauscht wird, sollte die Dämmung des Gebäudes überprüft werden. Müssen die Außenwände gedämmt und Fenster und Türen erneuert werden? Die Kosten einer Dämmung liegen bei etwa 90-130 €/qm. Das Gebäude des Babylon Kinos der Yorck Gruppe wurde 2022 komplett gedämmt. Noch gibt es keine aktuellen Verbrauchszahlen, doch so eine Maßnahme kann eine durchschnittliche Einsparung an Heizenergie in Höhe von 20 % ausmachen.
Ein Gründach wie das des Kinos 3001 in Hamburg dämmt das Dach im Winter wie im Sommer zusätzlich und tut noch etwas für die Biodiversität. 

– PV-Anlagen waren lange keine effiziente Maßnahme für Kinos, deren Vorstellungen ja hauptsächlich am Abend stattfinden. Doch in Kombination mit einem Solar-Akku kann der produzierte Strom tagsüber gespeichert und abends verbraucht werden.
Hier ein Beispiel für die Kosten einer Fotovoltaikanlage mit einer Größe von 50qm: 10 kWp, 9000 kWh jährliche Leistung. Die Höhe der Investition für so eine Anlage beträgt 12-15.000 €. Für einen Solar-Akku rechnet man 1.000 Euro pro kWh (bei mehr als 10 kWh)

Große PV-Anlagen gibt es schon auf vielen Kinodächern in Deutschland. Dank der Finanzierungsmöglichkeiten durch die Kinoförderungen werden das sehr bald mehr sein. In einer Umfrage der FFA haben 14% alle Kinobetriebe angegeben, in den nächsten zwei Jahren in Fotovoltaik zu investieren. 

– Der Einsatz von Laserprojektoren spart Energie – je größer der Projektor, desto höher die Einsparung im Vergleich zu normalen Projektionslampen. Im Cinecittà hat die Umrüstung auf die neueste Generation von Projektoren eine Einsparung von 60 % des für die Projektion verwendeten Stroms gebracht.

Unabhängig von den Besonderheiten eines jeden Kinos – Wer am eignen Standort die Chance hat, Ökostrom zu beziehen, kann, im Hinblick auf Klimaschutz, mit minimalem Aufwand einen großen Unterschied zu machen.

Es gibt viele Möglichkeiten, Energie zu sparen. Das kann erst einmal überfordern. Es lohnt sich also, sich einen Plan zu machen. Wo stehe ich? Was habe ich für finanzielle Möglichkeiten? Was könnte ich in einem Jahr schaffen? Am Ende des Jahres kann eine Kontrolle zeigen, wo man eventuell nachsteuern muss. Und sie zeigt vor allem, was man alles geschafft hat. Das ist ein gutes Gefühl – versprochen!