Juni 2023

Nachhaltigkeit auf dem Kinokongress Baden-Baden – eine Nachlese

In der Eröffnungsrede der Kino-Messe des HDFs in Baden-Baden betonte Vorstandsvorsitzende Christine Berg, dass das Thema Nachhaltigkeit einen besonderen Stellenwert für sie persönlich und den HDF hat. Und so gab es auch in diesem Jahr neben technischen Neuerungen und politischen Diskussionen Veranstaltungen, die sich mit Klima- und Umweltschutz im Kino beschäftigt haben. Besonders interessant war der Ansatz des von Birgit Heidsieck moderierten Panels der FFA. Sie stellte die Möglichkeit vor, mittels in Kinobetrieben gebräuchlichen Theater-Management-Systemen Energie zu sparen. Denn die für die Steuerung der Vorstellungen verwendete Softwarelösung kann zum Beispiel auch die der Gastronomietechnik übernehmen. So kann nicht nur das Licht und die Lüftung, sondern auch die Popcorn-Maschinen, Kühlschränke etc. angepasst an die Vorstellungszeiten ein- bzw. ausgeschaltet werden. Die Energieeinsparungen sind deutlich. Mehr Informationen über das Panel finden sich bei dem Projekt Grünes Kino: https://grueneskino.net/blog/best-practice-podium-beim-kino-kongress-energiesparen-im-kinobetrieb/
Hinsichtlich Einsparmaßnahmen bei der Lüftung sei aber noch einmal auf die hohe Effizienz einer CO2-Sensorsteuerung hingewiesen. 

Ein besonders beliebter Teil der Messe ist die Ausstellung und die damit verbundenen Produkttestmöglichkeiten der Anbieter für Concessions. Hier hat sich im letzten Jahr aufgrund der Mehrwegangebotspflicht etwas getan. Mehrwegbecher und den dazugehörigen Spülservice gibt es mittlerweile von mehreren Anbietern. Achten sollte man natürlich auf die Entfernung des Spülzentrums. Denn umweltfreundlicher ist das Ganze nur, wenn der Transport nicht zu weit ist. Wer die Chance hat, sollte deshalb inhouse spülen. 

Dominiert werden die Concession Theken jedoch leider noch immer von Einweg Plastik – trotz der gesetzlichen Vorgaben. Neben den Plastikbechern und Pappbechern mit Kunststoffbeschichtung sind besonders die Nachoschalen ein Problem. Es gibt zwar erste Nacho-Trays aus Pappe, doch das Angebot an vorbefüllten und verschweißten Nacho-Menüs im Plastiktray ist groß. Und es werden auch noch immer die Einweg-Plastikschalen zum Befüllen an der Theke angeboten. Eine Alternative wären auch hier waschbare Trays oder Schalen. Die findet man aber bisher meines Wissens nicht bei den größeren Concession-Anbietern.
Bei den Süßigkeiten gibt es erste Pfandglas-Angebote. Das scheint jedoch nur für ein (kleines) elitäres Publikum bestimmt zu sein. Der größte Teil der süßen Concessions wird in Plastikbechern abgefüllt.
Es ist letztendlich den Kinos überlassen, wie sie in diesem Fall der Mehrwegangebotspflicht nachkommen. Angesichts der Müllberge, die in vielen Kinos durch Concession-Verpackungen entstehen, kann man allerdings nur hoffen, dass dieses zugegebenermaßen etwas sperrige Gesetz seinen Zweck erfüllt.

Auch zum Inhalt der Verpackungen gibt es etwas zu berichten: Erfreulicherweise ist der Anteil amerikanischen Popcorns gesunken. Die Ware aus Frankreich belastet die Umwelt allein durch die Transportwege erheblich geringer. Es lohnt sich, auf die Herkunft des Popcorn-Mais zu achten. 

Die Verpackungen und die Herkunft von Concessions bleiben eine Herausforderung für Kinobetreiber und Kinobetreiberinnen, die Müll vermeiden und nachhaltiger agieren wollen. Doch auch hier bestimmt die Nachfrage das Angebot…